Wenn man die Natur, Natur sein lässt

Wir wissen heute viele Dinge und gefühlt ist unser Allgemeinwissen heute mindestens 25% umfassender als noch vor 50 Jahren – so die landläufige Meinung. Tatsächlich verschiebt sich allerdings nur der Fokus unseres Wissens. Die „Relevanz für das tägliche Leben“, entscheidet z.B. was wir speichern und was nicht. Ebenso gehen wir davon aus, nahezu alles über unsere Natur, den Menschen und das große Zusammenspiel von Fauna und Flora zu wissen – auch das ein Trugschluss. In den letzten Jahren haben wir gelernt, nicht immer mit erhobenem Zeigefinger zu aktionieren. Man weiß inzwischen, dass Filme und Berichte über „Die Faszination Natur“, mehr Verständnis und nachhaltiges Verhalten bzw. Bewusstsein für die Natur erzeugen. Der Begriff des „Ökologischen Gleichgewichts“ ist nicht zwingend Bestandteil des Allgemeinwissens – obwohl er sein sollte – umschreibt aber einen (wesentlichen) Komplex des Zusammenwirkens, scheinbar unabhängig voneinander ablaufender Prozesse. Ein kluger Mann hat mal gesagt: „Manche Dinge kann man nicht verstehen, ohne sein Leben zu verändern!“ – will sagen, nicht das Wissen als solches ändert die Welt, sondern erst wenn wir Zusammenhänge herstellen, be- und verwerten und letztendlich unser Handeln darauf abstimmen. Das Handeln können und wollen wir nicht vorschreiben, aber das Wissen können wir liefern und das auf hoffentlich interessante Art und Weise. In der Rubrik „Faszination Natur“ wollen wir von Bergen, Flüssen, Tiere, Geysire, Phänomene, Orte und Ereignisse berichten, die uns zeigen, welches wundervolle Stückchen Universum wir doch besiedelt haben. Fangen wir doch gleich an…..

Waitomo Caves / Bild Adobe Stock

Ein Himmel voller Sterne in 60 Meter Tiefe

Neuseeland ist inzwischen bekannt für seine großartige Landschaft. Fans der „Herr der Ringe-Trilogie“ oder auch der „Hobbit-Trilogie“ wissen das bereits seit den ersten Folgen, die mit einem Rundgang durch Hobbiton begannen. Das berühmte kleine Dorf der Hobbits im Auenland.

Doch tief unter der Erde, dort wo noch niemals zuvor ein Sonnenstrahl Leben erwecken konnte, dort findet man die Waitomo Caves – eine Höhlen-Trilogie, bestehend aus der Waitomo Höhle (Wai= wasser/ tomo= Doline= Sinkhöle), der Rakuri Höhle und der Aranui Höhle. Ein Höhlenlabyrinth, das sich rund 200 km südlich von Auckland (nein- nicht Auenland) verzweigt. Über Jahrtausende haben sich unterirdische Wasserströme, Wasserfälle, Tunnel und Hohlräume gebildet, die zu Fuß oder auch mit dem Boot erkundet werden können. Die Namen der Höhlen entspringen der Sprache der Maori.

In der Waitomo-Höhle angekommen, hofft man inständig, kein Sonnenstrahl soll es jemals gelingen bis hierhin durchzudringen. Glowworms erleuchten diesen fantastischen Ort in ein tiefes und zugleich strahlendes Blau. Feine Fäden hängen von der Decke herab und fangen die durch das blaue Licht angelockten Insekten. Eine Bootsfahrt zum Ende der geführten Tour führt durch eine Grotte mit abertausenden von Glowworms. Es gleicht einem Blick in die Galaxie – ein Beleuchtungsspektakel, dass so, nicht von Menschenhand erzeugt werden kann.

Amazing New Zealand Tourist attraction glowworm luminous worms in caves. High ISO Photo..

Diese nur in Neuseeland vorkommenden Glowworms -Arachnocampa luminosa-, nicht zu verwechseln mit den hiesigen Glühwürmchen, sind durchsichtige, wurmförmige Pilzmückenlarven. Sie stecken hinter dem Geheimnis dieses Beleuchtungsspektakels.  Das blaue Licht wird aus Luziferin mit Hilfe des Enzym Luciferase erzeugt. Wir verbinden mit Licht spontan Strom. Das Licht aber in erster Linie Energie darstellt und diese Energie verschiedene Formen haben kann, beweisen diese Glowworms sehr eindrucksvoll. In unserem Körper kommen ebenfalls Enzyme zum Einsatz, wenn es gilt verschiedene Prozesse zu beschleunigen oder anzustoßen. Häufig ist Sauerstoff bei diesen Prozessen mit von der Partie. Die Enzyme fungieren hierbei als Katalysator – sie greifen derart ein, dass sie Prozesse in Gang bringen, beschleunigen oder in eine bestimmte Richtung lenken. Wie auch im Fall der Luciferase, die dafür sorgt, dass Luziferin mit Sauerstoff reagiert und so zu einer energiereichen chemischen Verbindung wird. Beim Zerfall kommt es dann zu sogenannten Biolumineszens – es leuchtet. Es bedarf also einer Reaktion verschiedener Stoffe, die einen neuen Stoff bilden. Ähnlich wie bei Biophotonen, die laut Prof. Dr. Albert Popp Bestandteil der Kommunikation zwischen den Zellen sind.

Auch das Licht der Sonne ist ein solches Produkt einer Reaktion. Die Sonne kann als ein einziger gigantischer Reaktor gesehen werden.