Die Physik ist nicht gerade ein Fachgebiet, welches die große Allgemeinheit begeistert. Im Gegensatz zur Chemie, die zumindest in der Schule mit spektakulären Versuchen aufwarten kann, erscheint Physik sehr theoretisch. Physik und Mathematik liegen sehr stark beieinander. Tafeln, übervoll mit mathematischen Formeln, dass ist das Bild, was viele von der Physik kennen und welches die „theoretische Physik“ darstellt. Doch oder gerade in Zeiten, in denen ein neues Umweltbewusstsein in der Gesellschaft heranwächst, in Zeiten des Klimawandels und der Ressourcenknappheit, ist die Physik nicht nur die Wissenschaft der Stunde, sondern auch spannend und spektakulär.
Warum ist der Himmel blau? Warum fällt eine Birne nach unten und nicht in den Himmel? Was ist Licht? Auch wenn die Fragen, die am Beginn einer Forschungsarbeit stehen, nicht unbedingt spannend oder spektakulär klingen, so sind die Ergebnisse nicht selten von elementarer Bedeutung für uns und unser Leben. Insbesondere die Quantenphysik schlägt ein besonderes Kapitel auf und wird unser Leben sehr verändern.
Wir wollen uns zukünftig an dieser Stelle mit Personen beschäftigen, welche für die Physik, die Bioologie und für die Chemie von besonderer Bedeutung waren. Nicht selten werden wir dabei auf Zusammenhänge und Fakten stoßen, welche für den Brain-Y von Relevanz waren und sind – was die Auswahl der Personen, um ehrlich zu sein, ein wennig beeinflusst hat.
Dies trifft in besonderen Maßen auf die erste Person zu, die wir heute vorstellen wollen. Sie war nicht nur Pionierin auf fachlicher Ebene, sondern als Frau Pionierin für die Emanzipation. Sie erlebte Höhen und Tiefen, wurde Opfer von Hass und Verleumdung und zu guter Letzt ihrem „Baby“ als Forscherin und Wissenschaftlerin – der Strahlung und dem Radium.
In der ersten Folge hat Madam Marie Sklodowska Curie unsere volle Aufmerksamkeit. Geboren am 7. November 1867 in Warschau zog es Marie Sklodowska schon früh nach Frankreich, weil sie sich dort in Paris, dem Studium der Physik widmen konnte – was Frauen zur damaligen Zeit u.a. in ihrem Heimatland Polen untersagt war. Sie war die erste Frau, die sich in der Männerdomäne der Physik und Chemie nicht nur behauptete, sondern mit einem anteiligen Nobelpreis für Physik 1903 und einen Nobelpreis für Chemie 1911 auch Zeichen setzte. Sie war die Urheberin des Begriffs „radioaktiv“ und entdeckte mit ihrem Ehemann gemeinsam die Elemente Polonium und Radium.

Im Dezember 1897, zwei Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen, begann sie mit der Erforschung radioaktiver Substanzen, was letztendlich ihr Arbeitsschwerpunkt wurden. 1908 wurde sie die erste Professorin an der Universität Sorbonne.
Hinter dem Begriff „Radioaktivität“ steckt eine Menge Wissenschaft, die Marie Curie gemeinsam mit ihrem Ehemann erarbeitete. Ausgangspunkt war die Entdeckung der Fähigkeit von Urankaliumsulfat, eine fotografische Platte zu schwärzen, welche Antoine Henri Becquerel zufällig machte. Ein Name den wir heute sehr gut kennen.
Zur damaligen Zeit waren viele Dinge, die für uns heute selbstverständlich sind – und dazu gehört auch das, was wir heute Allgemeinwissen nennen – unbekannt. Das Materie Strahlung aussendet, war eine große Entdeckung. Strahlung als Begriff vorhanden aber längst nicht so begriffen wie in der heutigen Zeit. Die Forschungen und Untersuchungen kompliziert, geeignete Apparaturen noch in den Kinderschuhen. Stellen sie sich vor sie entdecken einen Stoff und haben keine Vorstellung davon welche Eigenschaften dieser hat. Womit beginnen sie zu messen, zu untersuchen?
Schon mehr als ein Jahrhundert kannte man bereits zu diesem Zeitpunkt den „elektrischen Strom“ und den Magnetismus. Kraft, die sich plötzlich unsichtbar entwickelt, Energie die scheinbar aus dem „Nichts“ Blitze entfesselt – wo kommt der Strom her und was vermag er zu leisten? – das waren Forschungsinhalte mit denen sich Physiker wie Otto von Guericke, Allessandro Volta oder André Marie Ampère beschäftigt hatten. 1866 hatte Werner Siemens schon ein Patent angemeldet, das die Dynamomaschine beschrieb. 1882 wurden die ersten elektrischen Straßenlaternen in Berlin in Betrieb genommen. Elektrizität war das bestimmende Thema der Physik.
Als sich Marie Curie also ihrer Arbeit rund um das Thema Becquerel-Strahlung widmete, war Ionisation, elektrische Leitfähigkeit und vieles andere bereits Stand des allgemeinen Wissens der Physik. Sie baute eine Versuchsanordnung auf, die zum Ziel hatte, die Ionisationsfähigkeit zu quantifizieren. Sie benutze ein piezoelektrisches Elektrometer, mit dem sie die Veränderung der elektrischen Leitfähigkeit der Luft genau messen konnte.
Durch ihre Forschungen konnten Marie und Pierre Curie zwei neue Elemente isolieren. Das erste Element erhielt den Namen „Polonium“ – zu Ehren der alten Heimat von Marie. Das zweite neu entdeckte Element erhielt den Namen „Radium“ und hatte eine 900-mal stärkere Strahlungseigenschaft wie Uran.
Nach dem ihr Mann tödlich verunglückte übernahm sie seine Professur. 1909/1910 war sie Mitglied verschiedenster Akademien. Ihre Kariere schien endlos. Erst das Offenlegen und Nachforschen der Presse in ihrem Privatleben bescherte Marie Curie ein Leben in Schande. Eine Beziehung zu einem 5 Jahre jüngeren Mann und ehemaligen Schüler ihres Mannes machte Schlagzeilen und lösten unzählige Beschimpfungen und Beleidigungen durch Nachbarn und ihr unmittelbares Umfeld aus.
Bereits in der zweiten Kriegswoche des ersten Weltkrieges fand Marie Curie in der Radiologie ein neues Betätigungsfeld. Sie entwarf eine mobile Röntgeneinheit und durch die Unterstützung der französischen Frauenunion gelang es ihr einen ersten Röntgenwagen auszustatten.
1921 und im Oktober 1929 unternahm Marie Curie in Begleitung ihrer Töchter eine Rundreise durch Amerika. Die erste Reise sollte das Ziel haben Geld zu sammeln, damit Marie Curie weiter an Radium forschen konnte. Sie erhielt während der Reise zahlreiche Ehrendoktortitel.

1922 wurde sie neben 11 weiteren Mitgliedern in den Rat der „Internationalen Kommission für geistige Zusammenarbeit“ berufen. Während ihrer zwölfjährigen Mitgliedschaft setzte sie sich unter anderem für die Gründung einer internationalen Bibliografie wissenschaftlicher Publikationen und einen einheitlichen Urheberschutz für Wissenschaftler und deren Erfindung ein.
Am 4. Juli 1934 verstarb Marie Curie. Die amtlich festgestellte Todesursache wurde mit „aplastisch perniziöser Anämie“ angegeben. Eine Schädigung des blutbildenden Knochenmarks, welche auf den langjährigen Umgang mit radioaktivem Material zurückzuführen ist. Aufzeichnungen von Marie Curie müssen in mit Blei abgeschirmten Behältnissen aufbewahrt werden.
1995 wurde Marie Curie eine letzte große Ehre zuteil. Ihre und die sterblichen Überreste ihres Mannes wurden nach Paris in den Panthéon überführt. Das Panthéon ist die nationale Ruhmeshalle Frankreichs und die Grabstätte berühmter französischer Persönlichkeiten. Damit wurde Marie Curie wieder einmal die erste Frau die durch die dortige Beisetzung für ihre Leistungen geehrt wurde.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.