GesundWERDENheitPRÄVENTION – Was unseren Rhythmus bestimmt

„Der frühe Vogel fängt den Wurm – Also je früher wir loskommen, um so besser. Wir müssen die Tage mit Sonne noch nutzen“, mit diesen Worten verstummte Krista und mein Display signalisierte eindeutig – das Gespräch ist beendet. Keine Zeit mehr, um zu intervenieren oder den Zeitpunkt der Abfahrt noch etwas nach hinten zu schieben – wenigsten 10 oder gar 20 Minuten, dass wäre echt schön gewesen.

Krista: „Guten Morgen, mein Lieber. Gut geschlafen?“

Klaus: „Erstens bin ich quasi noch am Schlafen und zweitens war wohl gestern wieder Vollmond oder so etwas.“

Krista: „Das kommt davon, wenn man bis in die Puppen fernsehen schaut – ist doch logisch, wenn man vor 12 nicht ins Bett kommt, das dann der Schlaf nicht stimmt. Ich habe gelesen, dass die Bildschirme zu viel Blauanteil haben und man deshalb nicht schlafen geht. Würdest du mal lieber ein gutes Buch lesen, wärst du auch zu einer anständigen Zeit müde und im Bett.“

Klaus: „Ausnahmsweise muss ich dir sogar mal recht geben, mit dem Blauanteil. Aber selbst, wenn ich mal kein Fernsehen schaue und früh ins Bett gehe, funktioniert das nicht. Das geht dann von einer Seite zur anderen und wieder zurück – und das dann mal mindestens für 2 oder 3 Stunden. Also schaue ich doch besser gleich noch ein wenig Fernsehen oder mach irgendwas. Abends habe ich das Gefühl, bin ich wesentlich produktiver. Morgens geht bei mir nix.“

Krista: „Das kann man auch trainieren, du musst dir dafür nur eine Art Ritual ausdenken. Wenn Man(n) will, geht das.“

Ja – klar, es liegt mal wieder nur an meiner männlichen Borniertheit. Wäre ich mal einsichtig und „vernünftig“ wäre das gar kein Problem.

Klaus: „hast du schon mal etwas von Eulen und Lerchen gehört – also ich meine den Typus, also die Schlaftypen?“

Dieser Blick, dass macht mich wahnsinnig. Warum lass ich das immer so an mich ran? Ich könnte gerade direkt das Handy zücken und einen Artikel zeigen, den ich genau dazu gerade erst vor ein paar Tagen gelesen habe. Ich fand das sehr interessant. Krista würde sagen: du suchst dir auch eine Rechtfertigung nach der anderen für deine Faulheit.

Dabei ist es wissenschaftlich erwiesen, dass wir nicht nur einen natürlichen „Schlaf-Wachrhythmus“ haben, sondern eben auch eine innere Uhr, die bei jedem anders tickt.

Eule oder Lerche? Welcher Chronotyp sind sie? Frau fragt sich welcher Rhythmus ihren Tag bestimmt
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Die Uhr die in uns tickt – sind sie Lerche oder Eule?

Der Rhythmus unseres Körpers scheint einer „inneren Uhr“ zu folgen. Biologische Funktionen, die einem Tag- Nacht- Rhythmus folgen, sind z.B. der Blutdruck, die Pulsfrequenz, die Körpertemperatur oder die Ausschüttung von bestimmten Hormonen. Was steuert diese „innere Uhr“ und was passiert zu den unterschiedlichen Zeiten in unserem Körper? Während sich die Chronomedizin mit der Frage beschäftigt, ob wir so etwas wie einen Wecker, eine innere Uhr besitzen, welche Vorgänge davon abhängig zu welchem Zeitpunkt in unserem Körper ablaufen, beschäftigt sich die Chronopharmakologie mit dem Zusammenhang des Zeitpunktes der Arzneimitteleinnahme und dem Biorhythmus. Ähnlich wie bei der Tabletteneinnahme gibt es auch bei der Magnetfeldtherapie einen optimalen und einen weniger optimalen Zeitpunkt für eine Anwendung, denn die Magnetfeldtherapie wirkt mit einer verstärkten Durchblutung und einem verbesserten Sauerstoffangebot im Gewebe auf den Stoffwechsel ein. Es ist also nachvollziehbar, dass der Einsatz der Magnetfeldtherapie zu bestimmten Zeiten eher förderlich und zu anderen Zeiten eher behindernd sein kann. In dieser Ausgabe wollen wir dieses Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten erläutern.

Es gibt den Typus Mensch, der morgens nie aus dem Bett kommt und eher „nachtaktiv“ ist und einen, der morgens schon lange bevor der Wecker klingelt aus dem Bett springt. Es gibt aber auch das Phänomen, dass das Fieber abends stets höher ist als am Tage oder dass der nachmittäglichen Sehnsucht nach einem kleinen Nickerchen oder Hormone, die je nach Tages- oder Nachtzeit ausgeschüttet werden und verschiedene Aufgaben haben. Ein Hormon in diesem Zusammenhang ist das Melatonin, das einen großen Einfluss auf unseren Schlaf- Wachrhythmus hat. Die Zirbeldrüse, ein winziger Bereich im Gehirn, schüttet das Hormon bei Dunkelheit aus.

Nun – schon sehr früh hat man festgestellt, dass viele Prozesse des Körpers in regelmäßig wiederkehrenden Zeitabständen, also zyklisch ablaufen.

Welche Rhythmen kennt man inzwischen? 

Inzwischen kennt man das Phänomen des nachmittäglichen Bluthochdrucks, der zu dieser Zeit seinen Tageshöchstwert erreicht. Die Leberdurchblutung ist zu dieser Tageszeit eher gering. Für die Einnahme von Medikamenten bedeutet dies, dass sie nur langsam verstoffwechselt werden. Interessant sind Daten, die inzwischen erhoben wurden und aufzeigen, dass die Gefahr einen Herzinfarkt zu erleiden zwischen 8.00 Uhr morgens und 12.00 Uhr mittags am höchsten ist. Oder die Tatsache, dass die meisten Asthmaanfälle um 4.00 Uhr morgens registriert werden. Die Beschwerden bei einer rheumatoiden Arthritis bessern sich gegen Abend, Gelenksteifigkeit und geschwollene Gelenke nehmen deutlich ab. Am frühen Nachmittag ist das Schmerzempfinden deutlich schwächer ausgeprägt als am Morgen und zur Nacht hin.

Am deutlichsten wird der Rhythmus der „inneren Uhr“ am Beispiel der Cortisol Produktion. Um Mitternacht herum produziert der Körper am wenigsten Cortisol. In der zweiten Nachthälfte wird diese Produktion gesteigert und erreicht in der Zeit zwischen 7.00 und 8.00 Uhr morgens den Höchststand. Gegen Abend hat der Cortisol Level noch ca. 10 % des Morgenwertes.

Eule in der Nacht auf einem Ast. Welcher Chronotyp sind sie?
The white owl in the night/ Bild Adobe Stock

Warum nun sind solche Kenntnisse wichtig für eine etwaige Therapie? Hormone wirken sich auf den Stoffwechsel, den Kreislauf, die Stressresistenz – zusammengefasst auf die Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft des Körpers, aus. Sie sind nicht nur an die äußeren Umstände angepasst, sondern auch fein aufeinander abgestimmt. Cortisol beispielsweise hemmt Entzündungsprozesse. Eine zusätzliche Therapie mit Cortisol Präparaten währe zum Zeitpunkt des Tageshöchststands des Cortisols demnach nützlich, wenn sie vom Körper gut vertragen werden soll.

Ein anderes Hormon ist das Testosteron, welches tageszeitenabhängig erheblichen Schwankungen unterliegt. Zwischen 18.00 und 22.00 Uhr sind die Werte am niedrigsten und am Morgen ist der Spiegel am höchsten. Die beste Zeit für Sex ist demnach am Morgen und besonders schlecht funktionieren Männer zwischen 18.00 und 22.00 Uhr. Testosteronmangel ist beim Mann jedoch nicht nur für eine weniger starke Libido verantwortlich, sondern auch eine Vielzahl von Beschwerden wie Osteoporose, Gelenk- und Rückenbeschwerden werden dadurch hervorgerufen.

Die Chrontypen in einer Übersicht: Eule, Lerche und Taube
Die Chronotypen in der Übersicht/ Bild Adobe Stock

Also, ich bin definitiv eine Eule, morgens eher beschaulich – abends aktiv. Das bedeutet dann eben auch, dass ich etwas später aus dem Bett komme wie eine Lerche, die wahrscheinlich schon vor dem Wecker aus den Federn hüpft. Im Übrigen – die Wissenschaft, die sich mit diesen Dingen auseinandersetzt, ist die Chronomedizin. Seit 2017 der Nobelpreis an Forscher ging, die sich intensiv mit der „Inneren Uhr“ auseinandergesetzt haben, ist die Chronomedizin „ins Licht der Öffentlichkeit“ gerückt.